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Die großen Lücken in der offiziellen Wissenschaftsgeschichte: Biografie der Philosophin und Bibliothekarin Amalia M. Rosenblüth-Dengler (1892-1979) von Ilse Korotin soeben erschienen

Kennen Sie schon Amalia Rosenblüth? Sie war bereits 56 Jahre alt, als sie 1948 nach Jahren der Flucht und des Versteckens in die USA emigrierte. Ab 1917 hatte sie als Philosophin und Bibliothekarin an der Universität Wien gearbeitet. 1938 hat sie das mörderisches NS-Regime ihrer Existenzgrundlage beraubt und aus Wien vertrieben. Sie hatte beinahe alles verloren: ihre Schwester, die Zahnärtzin Rosa Rosenblüth wurden ebenso in Auschwitz ermordet wie ihre Freundinnen, die Schriftstellerin Thekla Merwin und deren Tochter, die Juristin Martha Merwin, mit denen Amalia Rosenblüth zusammengelebt hatte. Das Haus, das ihre Familie jahrzehntelang bewohnte, war zerbombt.

Niemand kam auf die Idee, die Philosophin zumindest auf ihre ehemalige Bibliothekarinnen-Stelle am Institut für Philosophie der Universität Wien zurückzuholen. Nach Jahren der beruflichen und finanziellen Unsicherheit fand Amalia Rosenblüth schließlich eine Anstellung an der Bibliothek der University of Washington in Seattle, die sie bis zu ihrem 84. Lebensjahr innehatte.

Mit dieser Biografie soll das Leben einer engagierten Frau in Erinnerung gebracht werden. Zum anderen ist diese Studie bestrebt, Mosaiksteine einzufügen in die offizielle Wissenschaftsgeschichtsschreibung, aus der Frauen bislang oftmals ausgeschlossen waren.

Aufgrund der spärlich vorhandenen persönlichen Dokumente und des Mangels an zu besprechenden Veröffentlichungen der Philosophin – selbst die Dissertation gilt als verschollen – bietet diese Studie die Möglichkeit, in Exkursen ein breites Spektrum an Themen zu diskutieren, die in mehr oder weniger engem Zusammenhang mit den jeweiligen zeitgeschichtlichen Ereignissen stehen, seien dies politische, kulturelle oder wissenschaftsorientierte Belange, welche aber durchaus auf bislang nicht bedachte ‘Nebenschauplätze’ aufmerksam machen, die das gesellschaftspolitische Leben in Österreich wesentlich geprägt haben.

Die Monografie “Amalia M. Rosenblüth-Dengler (1892-1979). Philosophin und Bibliothekarin. Biografische Spuren eines Frauenlebens zwischen Aufbruch und Resignation” ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Arbeit. Soeben wurde es von Ilse Korotin als Band 27 der Buchreihe “biografiA – Neue Ergebnisse der Frauenbiografieforschung”  herausgegeben (Link zur Verlagsbeschreibung).

Seit 2005 werden Ergebnisse der vielfältigen Aktivitäten von biografiA bzw. aus diesem Umfeld in dieser Reihe veröffentlicht (Link).