Workshop “Geschlechtergerechte Sacherschließung” am 11. Mai 2022 im virtuellen Raum

Cover

Der Online-Workshop “Geschlechtergerechte Sacherschließung” wurde aus Anlass des 30-jährigen Bestehens von frida (Web) in Kooperation mit der Kommission für Genderfragen der Vereinigung österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB) organisiert.

Zeit und Ort

Zeit: 11. Mai 2022, 10.00-17.00 Uhr
Ort: virtueller Raum

Organisationsteam

Monika Bargmann, Susanne Blumesberger, Andrea Gruber & Evelyne Luef


Publikationen

Ein ausführlicher Bericht über den Workshop – samt Ausblick und Aufruf – sowie die schriftliche Ausarbeitung der Keynote von Karin Aleksander wurden in den Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB) (75/2022/2) veröffentlicht:

  • Monika Bargmann, Susanne Blumesberger, Andrea Gruber, Rainer Steltzer: Sacherschließung geschlechtergerecht?! Rückblick auf den Online-Workshop am 11. Mai 2022 und Aufruf zu gemeinsamen Aktivitäten (Web) | (PDF)
  • Karin Aleksander: Ausgerechnet Beschlagwortung. Inhaltserschließung heute muss auch geschlechtersensibel sein! (Web) | (PDF)

Dokumentation

AusrichtungProgrammüberblickAbstractsKontext der Veranstaltung – Teilnahme und AnmeldungDatenschutzhinweise


Ausrichtung des Workshops

Gemeinsames Anliegen aller “fridas” war und ist es, feministisches/frauen*bezogenes Wissen zu sammeln, zu bewahren und so aufzubereiten, dass es der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und für verschiedene Fragestellungen abgerufen werden kann. Im Bibliothekswesen dafür entwickelte Werkzeuge wie etwa kontrollierte Vokabulare wie die GND oder die von der Library of Congress in Washington gepflegten “Subject Headings” (LCSH), verschiedene Klassifikationen, Systematiken und (Fach-)Thesauri leisten unschätzbare Dienste bei der Erschließung und somit der Wiederauffindbarkeit von Informationen sowie der Vernetzung unterschiedlicher Ressourcen.

Aus einer feministischen bzw. frauen*bezogenen Perspektive sind diese verdienstvollen Werkzeuge allerdings auch kritisch zu hinterfragen, da sie gesellschaftliche Macht- und Ungleichverhältnisse widerspiegeln und festigen. Feministische Bibliothekar*innen benennen seit Ende der 1970er Jahre die androzentristische und sexistische Prägung konventioneller Normdateien, Klassifikationen, Thesauri etc. Fehlende Begriffe, diskriminierende Bezeichnungen oder Nicht-Nennungen generieren sprachliche Ausschlüsse, Geschlechterstereotypisierungen und Diskriminierungen – die zudem intersektional sind und sich in wirkmächtiger Verschränkung der Kategorien Geschlecht, Rassismus und Ableismus manifestieren. Und sie tragen dazu bei, dass diese – etwa durch die Recherchefunktion “Relevanz” – fortgeschrieben werden.

Im Online-Workshop zu geschlechtergerechter Sacherschließung stellen wir die Frage, was eine feministische Perspektive dem entgegenhalten kann. Wie können Grundlagen einer feministischen und geschlechtergerechten Sacherschließung aussehen? Was können feministische Fach-Thesauri oder geschlechtergerechte, kontrollierte Vokabulare diesbezüglich leisten? Und (wie) können sie für Änderungen in konventionellen Dokumentationssprachen, universalen Normdateien und Klassifikationen genutzt werden?


Programmüberblick

10:00-13:00 Uhr: Begrüßung | Keynote | Inputs | Diskussion

10:00 Uhr: Grußworte von frida-Obfrau Li Gerhalter und i.d.a.-Vorstandsfrau Margit Hauser; Begrüßung durch Susanne Blumesberger & Evelyne Luef für das Organisationsteam; organisatorische Hinweise

10:15 Uhr: Keynote von Karin Aleksander (ehem. Leiterin der Genderbibliothek des ZtG der HU Berlin): Was ist und zu welchem Ende brauchen wir eine geschlechtersensible Beschlagwortung? Weiterlesen …

kurze Pause

11:10 Uhr: Inputs zu je 15 Minuten

  • Rainer Steltzer (UB Innsbruck und Kommission für Sacherschließung/KofSE der VÖB): G[e]ND[er] Trouble? Aspekte von Gender in der Gemeinsamen Normdatei. Weiterlesen …
  • Andrea Gruber (Ariadne an der ÖNB): Feministische Wortschätze: Bedeutung und Potentiale. Weiterlesen …
  • Monika Bargmann (Kommission für Genderfragen der VÖB): Lernen über Gender. Geschlechtergerechtigkeit und Feminismus in der bibliothekarischen Ausbildung. Weiterlesen …

kurze Pause

12:10 Uhr: gemeinsame Diskussion

13:00 Uhr: Mittagspause

14.00-17.00 Uhr: Diskussionsgruppen | Schlussdiskussion und Ausblick

14:00 Uhr: Treffen im Hauptraum, Zuteilung zu den Gruppen “G(e)ND(er)”; “Feministische Wortschätze” und “Lernen über Gender” (analog zu den drei Inputs vom Vormittag)

14:05 Uhr: Diskussionen in den Gruppen (Pausengestaltung nach Wünschen der jeweiligen Gruppe)

15:30 Uhr: Kurzberichte der Gruppen

16:00 Uhr: gemeinsame Schlussdiskussion und Ausblick


Abstracts

Karin Aleksander: Was ist und zu welchem Ende brauchen wir eine geschlechtersensible Beschlagwortung?

Die Frage, warum geschlechtersensible/-gerechte Beschlagwortung notwendig ist, behandle ich mit bibliotheks- und sprachwissenschaftlichen Aspekten, eingeordnet in historische und philosophische Überlegungen. Dafür stelle ich Erreichtes und Rückschritte als einen Zusammenhang dar, wobei auch Offenes für die Zukunft problematisiert wird. (PDF der Präsentation via Phaidra)

  • Ein Artikel von Karin Aleksander zu dem Thema wurde veröffentlicht in den VÖB-Nachrichten 75/2022/1. Der Text ist online frei verfügbar (Web) | (PDF)

Dr.in Karin Aleksander, Mitglied der Fachkommission im Digitalen Deutschen Frauenarchiv und in i.d.a.; Leiterin der Genderbibliothek am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der Humboldt-Universität zu Berlin (1990-2019); Kontakt: karin.aleksander@hu-berlin.de

Rainer Steltzer: G[e]ND[er] Trouble? Aspekte von Gender in der Gemeinsamen Normdatei

Die Gemeinsame Normdatei (GND) wird von Bibliotheken im gesamten deutschen Sprachraum zur verbalen inhaltlichen Erschließung von Ressourcen genutzt. Der Vortrag soll einen kurzen Überblick über die Repräsentation von Gender in der GND selbst und in den Regeln für die Schlagwortkatalogisierung (RSWK) bieten. (PDF der Präsentation via Phaidra)

Dr. Rainer Steltzer MSc., Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, VÖB-Kommission für Sacherschließung; Kontakt: rainer.steltzer@uibk.ac.at

Moderation des an diesen Input anschließenden Workshops am Nachmittag: MMag.a Dr.in Evelyne Luef, Wienbibliothek im Rathaus, frida – Verein zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischer Informations- und Dokumentationseinrichtungen in Österreich; Kontakt: evelyne.luef@wien.gv.at

Andrea Gruber: Feministische Wortschätze: Bedeutung und Potentiale

Feministische Vokabulare sind grundlegende Werkzeuge der Sacherschließung in frauen*- und genderspezifischen Bibliotheken, Archiven und Dokumentationsstellen. Der Input widmet sich feministischen Thesauri und Schlagwortlisten, die diese seit Ende der 1970ern entwickeln. Skizziert werden Potentiale ihrer Vernetzung und Weiterentwicklung sowie ihrer Interaktion mit allgemeinen Normdaten wie der GND vor dem Hintergrund von Linked Open Data und Semantic Web. (PDF der Präsentation via Phaidra)

  • Ein Artikel von Andrea Gruber zu dem Thema wurde veröffentlicht in den VÖB-Nachrichten 75/2022/1. Der Text ist online frei verfügbar (Web) | (PDF)

Der Workshop am Nachmittag bietet die Möglichkeit zu Vertiefung und Austausch sowie zur Diskussion kooperativer Strategien; Marius Zierold (META und Deutsches Digitales Frauenarchiv) gibt hierzu spannende Einblicke in konkrete Projekte.

Mag.a Andrea Gruber MSc, Österreichische Nationalbibliothek, Ariadne – frauen*-/genderspezifische Information und Dokumentation, frida – Verein zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischer Informations- und Dokumentationseinrichtungen in Österreich; Kontakt: andrea.gruber@onb.ac.at

  • Ein Artikel von Marius Zierold und Stefanie Pöschl zu META und dem Deutschen Digitalen Frauenarchiv wurde veröffentlicht in den VÖB-Nachrichten 75/2022/1. Der Text ist online frei verfügbar (Web) | (PDF)

Monika Bargmann: Lernen über Gender. Geschlechtergerechtigkeit und Feminismus in der bibliothekarischen Ausbildung

Die Beschäftigung mit geschlechterspezifischen Ausschlussmechanismen hat einen Platz in der bibliothekarischen Berufsethik. Informationsfachleute “opponieren gegen Diskriminierung aufgrund (…) der Genderidentität (…) oder der sexuellen Orientierung”, heißt es beispielsweise im Ethik-Kodex der IFLA, der internationalen Föderation der Bibliotheksverbände. Aber wird das auch in der bibliothekarischen Ausbildung berücksichtigt? Der Input am Vormittag wirft Blitzlichter auf Curricula verschiedener Ausbildungsgänge. Am Nachmittag reflektieren wir gemeinsam, wie (und ob) Gender in unseren unterschiedlichen Ausbildungswegen von Lehre bis Hochschulstudium thematisiert wurde – auf dem Gebiet der Inhaltserschließung und darüber hinaus.

Mag.a (FH) Mag.a Monika Bargmann, ZAMG – Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (jetzt: Universität Wien), frida – Verein zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischer Informations- und Dokumentationseinrichtungen in Österreich, Leiterin der Kommission für Genderfragen in der Vereinigung österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB); Kontakt: monika.bargmann@univie.ac.at


Informationen zum Kontext der Veranstaltung

  • Der 11. Mai ist der “Tag der Frauenarchive”.
  • Die Veranstaltung wurde organisiert im Rahmen von “30 Jahre frida”. Eine Übersicht von Stationen der Geschichte des Vereins finden Sie hier.
  • Eine erste ausführlichere Beschreibung der Veranstaltung wurde im aktuellen STICHWORT-Newsletter veröffentlicht: Andrea Gruber und Evelyne Luef: Geschlechtergerechte Sacherschließung in Diskussion, in: STICHWORT-Newsletter 53, Wien 2022, S. 9–10.
  • Für frida ist diese Initiative ein direktes Anknüpfen an die “thesaurA”, das erste große Projekt des Netzwerks mit der Publikation: Helga Klösch-Melliwa und Angelika Zach: thesaurA. Österreichischer Frauenthesaurus (Materialien zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft, Band 5), hg. von frida. Verein zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischer Informations- und Dokumentationseinrichtungen in Österreich, Wien 1996.

Informationen zur Teilnahme und Anmeldung

Die Teilnahme ist kostenlos, eine Mitgliedschaft bei frida oder in der VÖB ist nicht Bedingung. Die Workshop-Sprache ist Deutsch. Der Workshop findet online über Zoom statt. Die Vorträge und Diskussionsgruppen werden nicht aufgezeichnet.

Die Anmeldung ist bis 10. Mai 2022 möglich. Sie bekommen dann sofort ein Bestätigungsmail mit einem individualisierten Link, über den Sie einsteigen.


Datenschutzhinweise

Der Workshop findet online über Zoom statt. Ihr Name und Ihre Mailadresse werden ausschließlich zur Abwicklung der Veranstaltung (Bestätigung der Registrierung, notwendige Informationen zum Workshop …) verwendet. Der Workshop wird nicht aufgezeichnet.

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