Ilsa Barea-Kulcsar (geb. Pollak, 1902-1973) stammte aus dem Wiener Bürgertum, setzte sich aber seit ihrer Jugend für die Arbeiterschaft und für soziale Gerechtigkeit ein, arbeitete als Journalistin, Lehrerin und politische Aktivistin, weswegen sie mehrmals ins Gefängnis musste, wurde als Stalinistin ebenso verleumdet wie als Trotzkistin, kämpfte in Österreich und in vier Exilländern gegen den Faschismus und war schließlich als angesehene Übersetzerin und kulturelle Mittlerin zwischen der spanischsprachigen und der anglophonen Welt tätig.
Das bewegte Leben von Ilsa Barea-Kulcsar spiegelt einen wichtigen Teil der Geschichte Europas wider: die politischen Auseinandersetzungen der 1920er und 1930er Jahre ebenso wie das antifaschistische Exil in der Tschechoslowakei, im Spanischen Bürgerkrieg, in Frankreich und Großbritannien und eine Rückkehr in ein Nachkriegsösterreich, das sie nicht gerade mit offenen Armen empfing. Bis heute ranken sich zahlreiche Gerüchte um Ilsa Barea-Kulcsar, die ihre wahre Bedeutung als politisch engagierte, selbstbewusste Frau, als Volksbildnerin, Übersetzerin, Schriftstellerin und Intellektuelle zwischen den Kulturen nur verzerrt widergeben.
Vortragsreihe „biografiA – Neue Ergebnisse der Frauenbiografieforschung“ (Web)
Zeit: Do. 18.03.2023, 18.30 Uhr
Ort: IWK, Bergg. 17, 1090 Wien
Georg Pichler ist Profesor titular für Deutsche Sprache und Literatur an der Univ. de Alcalá. Forschungsschwerpunkte: Deutsche und spanische Literatur; Exilliteratur; kulturelle Beziehungen zwischen den deutsch- und spanischsprachigen Ländern; Gedächtnispolitik in Spanien, Deutschland und Österreich. Publikationen u.a.: Camaradas. Österreicherinnen und Österreicher im Spanischen Bürgerkrieg 1936-1939. Graz 2017, hg. mit Heimo Halbrainer; Ilsa Barea-Kulcsar: Telefónica. Roman, Wien und Xixon 2019, Nachwort und Herausgeber (deutsch und spanisch); Deutsche und Österreicher zwischen Frankreich und Spanien: Zirkulationen, Mobilitäten und Transfers. Cahiers d’études germaniques 85, 2023, hg. mit Hélène Leclerc; Inseln als literarischer und kultureller Raum. Utopien, Dystopien, Narrative der Reise. Berlin 2023, Mitherausgeber.
Quelle: Newsletter des IWK